Montag, 27. Januar 2020
Verschwundene Samtpfoten
Wenn sich Tierhalter an mich wenden, weil ihre Katzre/ ihr Kater weggelaufen ist, bekomme ich als erstes die Information vom Tier, ob es noch am Leben ist oder nicht. Das ist schon mal eine wichtige Mitteilung. Anschließend erfahre ich, ob der Vierbeiner im Freien ist oder eingesperrt oder ob er sich ein neues Zuhause gesucht hat, wie im folgenden Beispiel.

Auf die Frage
„Willst du wieder zurück zu deinem Frauchen?“
antwortete Charly:

„Die Menschen haben mit sich genug zu tun. Da geht es nicht um mich. Ich kann dort nichts mehr leisten, so habe ich mich auf die Pirsch begeben, meine neue Aufgabe zu erfüllen.
Und ich bin fündig geworden: Alleinerziehende Mutter, der Junge hat Downsyndrom. Er braucht jemanden zum Kuscheln und der ihn versteht auf einer anderen Ebene. Ich bin gern für ihn da. Bei mir kann er so sein wie er im Innersten ist, kann sich fallen lassen, mir alles anvertrauen, was er mit gesprochenen Worten nicht auszudrücken vermag. Das ist gut so.
Tagsüber, wenn er unterwegs ist, habe ich meinen Freigang. Sobald er nach Hause kommt, bin ich für ihn da.“


In einem anderen Beispiel wollte die Samtpfote einfach neue Abenteuer erleben, sich ausprobieren, hat sich ein neues Zuhause nach dem anderen gesucht:

„Ich liebe in diesem Leben das Abenteuer. Ständig Neues erkunden, probieren, tun, locker und leicht. Das ist es, was ich den Menschen zeigen möchte. Dass ich nicht ständig bei einer Person bleiben kann, versteht sich von selbst. So viel, wie ich erleben will, kann eine Familie allein gar nicht leisten.
Und die Person, die ich verlasse, hat ihr Loslassen noch nicht vollständig erkannt, integriert, erfahren.
Diesen Lernprozess unterstütze ich durch mein Weggehen, Weitergehen.“

Auf die Frage “Warum hattest du gerade uns auserwählt?“
kam prompt die Antwort:

„Offen sein für Neues, eine kindliche Neugier leben und sicher sein, dass es gut ist, so wie es ist. Alles hat seinen Sinn, ist Teil der göttlichen, universellen Ordnung.
Wenn ihr vom Weg abweicht, werden euch Steine in den Weg gekullert, damit ihr euch auf euch besinnt und weiter euren ureigensten Weg beschreitet. Vertraut euch selbst, eurer Liebe, der großen Gemeinschaft und dem Schöpfungskreislauf.
Lasst euch begleiten im Fluss des Lebens. Hört hin, was die Stimme eures Herzens zu euch spricht.“


Das Schönste ist natürlich, wenn das geliebte Tier wieder nach Hause kommt. Manchmal dauert das einige Gespräche und dann immer noch viel Geduld und Zeit, wie im folgenden Beispiel:

Auf die Frage „Bist du am Leben?“

antwortete er:“Ja, ich werde gut versorgt. Aber Essen und Trinken ist nicht alles, was ich brauche. Viel wichtiger ist mir das Zusammensein mit meinem Frauchen. Ich will wieder zu ihr, sie braucht mich und ich brauche sie, wir gehören einfach zusammen.
Ich bin weggelaufen, weil es so laut war. Das hat mich erschreckt. Dann hat mich diese Frau gefunden, hatte Mitleid mit mir und hat mich bei sich aufgenommen.
Aber hier werde ich nicht behandelt wie ein Katze sondern wie eine Prinzessin. Das passt nicht zu mir, ich habe eine ganz andere Aufgabe.
Sie liebt mich sehr, überschüttet mich mit allem Möglichen und erdrückt mich damit regelrecht.
Sobald ich hier weg komme, haue ich ab.“

Bei einer späteren Kontaktaufnahme erzählte er mir:
„Mir ist langweilig, mit jedem Tag wird mir langweiliger, ich will so gern raus.“

Wir versuchten, einen gemeinsamen Plan zum Freikommen auszuarbeiten: „Purzel, versuche einmal, ob die Frau dich versteht und raus lässt, wenn du dich ans Fenster setzt, rausguckst und ganz sehnsüchtig miaust.“

„Das hab ich schon an der Tür immer wieder mal getan. Aber da hat sie mich schnell von der Tür weggescheucht. Sie hat Angst, wenn ich hinausgehe, dass ich dann weglaufe, nicht zu ihr zurück will.

„Hast du auf dem Fensterbrett genug Platz zum Sitzen?“

„Ja, das geht schon.“

„Versuche es bitte, und miaue dabei so sehnsüchtig, wie du nur kannst. Vielleicht hast du Glück, dass sie dich raus lässt.
Und wenn du im Freien bist, lauf schnurrstracks nach Hause. Pass gut auf dich auf unterwegs und verfolge schnurgerade deinen Heimweg.
Purzel, kannst du mir bitte noch zeigen, was du siehst, wenn du aus dem Fenster schaust?“

(Zeigt Mehrfamilienhaus, villenänhnlich, verzierter geschwungener Oberrand, 3 Stockwerke; rechts daneben kleiner Park; wenig befahrene Straße)

Einen Monat später schrieb mir die Halterin glücklich, dass ihr Katerchen urplötzlich auf der Terrasse stand und um Einlass bat...
(Name des Katers geändert)

An dieser Stelle möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass Menschen, denen ein Kater oder eine Mieze zuläuft, doch bitte mit in Erwägung ziehen möchten, mit dem Fundtier zum Tierarzt zu gehen, um abzuklären, ob es vermisst wird. Auch in sozialen Medien gibt es heutzutage Suchanfragen. Dort kann man ebenfalls prüfen, ob das Findelkind vermisst wird.
So gut, wie es von den Findern gemeint ist, ein herrenloses Tier aufzunehmen, bitte versetzen Sie sich auch in die Lage des Suchenden.

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